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Die Lungenklinik Heckeshorn

Robert Loddenkemper

50 Jahre Lungenklinik Heckeshorn:
Rückblick - Ausblick (1997)

Die Lungenklinik Heckeshorn wurde am 1. April 1947 von der amerikanischen Besatzungsmacht gegründet. Anlaß war die verheerende Tuberkulose-Epidemie nach dem 2. Weltkrieg mit 65.000 Tuberkuloseerkrankten allein in Berlin. Die Ausstattung in den bautechnisch dafür nicht vorgesehenen Gebäuden der ehemaligen Reichsluftschutzschule in Wannsee war zunächst äußerst behelfsmäßig mit Feldbetten, einem überalterten Röntgengerät und einem einzigen Pneumothoraxapparat. Unter der Leitung von Karl Auersbach von 1947 bis 1963 und anschließend von Karl Ludwig Radenbach zusammen mit Hans-Jürgen Brandt bis 1983 entwickelte sich das ursprüngliche Tuberkulosekrankenhaus weiter zu einer Spezialklinik für alle Lungen- und Thoraxkrankheiten. 1959 wurde daher folgerichtig das Krankenhaus in „Städtische Klinik für Lungenkranke“ und 1970 in „Lungenklinik Heckeshorn“ umbenannt. Seit 1976 ist die Lungenklinik Heckeshorn verwaltungsmäßig mit dem Behring-Krankenhaus zum Krankenhaus Zehlendorf (Krankenhausbetrieb von Berlin-Zehlendorf ) zusammengefaßt.

1963 wurde die Lungenklinik Heckeshorn mit Einführung des sogenannten Department-Systems in vier klinische (zwei innere, eine chirurgische und eine pädiatrische Abteilung) sowie die Abteilungen für Anästhesie, Röntgenologie und Nuklearmedizin, für Pathologie sowie das Institut für Mikrobiologie, Immunologie und Laboratoriumsmedizin gegliedert. Diese Struktur hat sich bewährt und ist nahezu unverändert beibehalten worden. Einzelnen Abteilungen zugeordnet, aber allen klinischen Abteilungen zugänglich, sind die Endoskopie und das Atmungslabor, das Allergielabor, das Schlaflabor und die Physiotherapie. Eng mit der Lungenklinik verbunden ist die Geschwulstberatung des Bezirks Zehlendorf, die überregional seit Jahrzehnten für eine effektive Nachsorge bei Tumorkrankheiten der Thoraxorgane sorgt, aber auch eine diagnostische Anlauf stelle ist. Seit 1984 ist die Lungenklinik Heckeshorn onkologisches Schwerpunktkrankenhaus im Tumorzentrum Berlin.

Die Gliederung in Abteilungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten verlangt eine enge Kooperation zwischen den Abteilungen, die durch regelmäßige klinische Konferenzen und gemeinsame Beratungen am Krankenbett erreicht wird. Beim wöchentlichen Kolloquium werden allen Klinikärzten neue diagnostische und therapeutische Verfahren vorgestellt. Seitüber 40 Jahren findet gemeinsam mit den Strahlentherapeuten des Virchow-Klinikums eine wöchentliche Tumorkonferenz statt. Konsiliarsprechstunden in der Klinik werden regelmäßig vom HNO-Arzt, Augenarzt, Neurologen und Gynäkologen abgehalten. Bei speziellen klinischen Fragestellungen besteht eine konsiliarische Zusammenarbeit mit den Kliniken der Freien Universität und der Humboldt-Universität sowie mit benachbarten Fachkliniken. Der Kontakt mit den niedergelassenen Ärzten, besonders den Pneumologen, von denen die meisten in Heckeshorn ihre Facharztzeit absolvierten, ist eng. Sowohl die niedergelassenen Ärzte als auch besonders die Berliner Kliniken nutzen die Möglichkeit, Problemfälle auch direkt in unserer klinischen Konferenz vorzustellen.

Die wissenschaftliche Betätigung und die klinische Prüfung neuer Behandlungsarten gehören seit Jahrzehnten zum offiziellen Aufgabenbereich der Lungenklinik Heckeshorn. Dies trägt wesentlich zu einer kritischen Überprüfung unserer „Routine-Entscheidungen“ in der klinischen Praxis bei. Aus der Klinik sind zahlreiche Publikationen auf allen Gebieten der Pneumologie in deutschen und internationalen Zeitschriften erschienen.

Hinzu kommen eine Vielzahl von Buchbeiträgen, eine Reihe von Büchern, Filmen und Monographien sowie zehn Habilitationen und zahlreiche Dissertationen. Bahnbrechend und führend war Heckeshorn unter anderem in der klinischen Zytologie der Brustkorborgane, der Thorakoskopie und der antituberkulösen Chemotherapie.

Heutige Forschungsschwerpunkte sind die pneumologischen Infektionskrankheiten einschließlich der Tuberkulose, die bösartigen Erkrankungen der Respirationsorgane, insbesondere das Bronchialkarzinom, die Sarkoidose und die Lungenfibrose, die chronischen respiratorischen Insuffizienzen aller Formen, die videoassistierten Operationsverfahren sowie in der Kinderabteilung die Mukoviszidose und das Asthma bronchiale. Der weit über Berlin hinausgehende Ruf der Klinik findet in diesem Jubiläumsjahr auch Anerkennung durch den erstmals in Deutschland veranstalteten und von uns organisierten Kongreß der European Respiratory Society, zu dem im September mehr als 8.000 Pneumologen aus aller Welt erwartet werden.

Zusammenfassend hat sich die Lungenklinik Heckeshorn in den zurückliegenden 50 Jahren zu einer auch international anerkannten Fachklinik entwickelt, die durch Zusammenarbeit von Experten verschiedener Fachrichtungen in der Lage ist, das Spektrum der pneumologischen und thoraxchirurgischen Krankheiten diagnostisch und therapeutisch sowohlbei Erwachsenen als auch bei Kindern voll abzudecken. Seit 1966 ist die Lungenklinik Lehrstätte innerhalb der Freien Universität Berlin, jetzt auch der Humboldt-Universität. Das Krankenhaus Zehlendorf ist Akademisches Lehrkrankenhaus. Wünschenswert wäre allerdings eine Verstärkung der Kontakte mit den Universitätskliniken, um die pneumologische und thoraxchirurgische Lehre und die klinische Forschung bei Erwachsenen zu intensivieren. Die langjährige institutionelle Zusammenarbeit mit dem Virchow-Klinikum der Humboldt-Universität in der pneumologischen Pädiatrie darf hier als modellhaft gelten. Für 1998/99 wird zur Zeit die komplette Verlagerung der Lungenklinik Heckeshorn vom Standort am Wannsee in den Neubau des Behring-Krankenhauses innerhalb des Krankenhauses Zehlendorf geplant. In diesem Schwerpunktkrankenhaus mit mehr als 500 Betten wird durch Bettenreduktion und durch gemeinsame Nutzung der Funktionsabteilungen wie Anästhesiologie, Radiologie, Pathologie, Laboratoriumsmedizin, Immunologie und Mikrobiologie ein Spareffekt erwartet. Auch die engere Zusammenarbeit mit den kardiologischen, gastroenterologischen, allgemeinchirurgischen und traumatologischen Abteilungen könnte sich vorteilhaft auswirken. Voraussetzung für den Umzug ist
jedoch, daß Struktur und Funktion der Lungenklinik erhalten werden, so daß die Qualität der
Patientenversorgung auch zukünftig sichergestellt bleibt.


Atemwegs- und Lungenkrankheiten, Jahrgang 23, Nr. 3/1997, S. 109–110